Montane Fichtenwälder

Lebensraumtyp 9410

Der Lebensraumtyp umfasst die natürlichen und naturnahen Fichtenwaldgebiete in den Hochlagen des Erzgebirges im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte.

Der Verbreitungsschwerpunkt der Fichtenwälder in Sachsen sind die hochmontanen Lagen oberhalb 850 bis 900 Meter ü. NN bei Jahresmitteltemperaturen unter 5 °Celsius und Jahresniederschlägen über 1000 Millimetern.
In Bachauen und Kaltluftsenken können kleinflächige Vorkommen auch in tieferen Lagen (bis hinab in den submontanen Bereich) auftreten.

Montaner Fichtenwald im FFH-Gebiet Erzgebirgskamm am Großen Kranichsee, Wilzschgrund (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, S. Slobodda)
Montaner Fichtenwald im FFH-Gebiet Erzgebirgskamm am Großen Kranichsee, Wilzschgrund (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, S. Slobodda)

Eingeschlossen sind die fichtendominierten Wälder des Verbandes Piceion abietis. Dazu gehören insbesondere der Wollreitgras-Fichtenwald (Calamogrostio villosae-Piceetum) auf trockenen bis nassen, mineralischen bis organischen Standorten, der Beerstrauch-Fichten-Tannenwald (Vaccinio-Abietetum) und der Karpatenbirken-Fichtenwald (Betula carpatica-Picea abies-Gesellschaft) auf Schutt- und Blockhalden saurer Gesteine.

Naturnahe Fichtenwälder kommen in Sachsen nur in den hochmontanen Lagen des Erzgebirges vor. In den letzten zwei Jahrhunderten wurden die Wälder großflächig in Fichtenforsten umgewandelt, so dass heute meist nur noch kleinere naturnahe Bestände zu finden sind.

Die Abgrenzung der Wälder zu Fichtenforsten ist oftmals schwer möglich, so dass alle Fichtenbestände im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte in der Regel den bodensauren Fichtenwäldern des Lebensraumtyps 9410 zuzuordnen sind. Die naturnahen Tiefland-Kiefern-Fichtenwälder der Lausitzer Niederung auf nassen, moorigen und frostgefährdeten Standorten stehen den Fichten-Moorwäldern (*91D4) nahe und werden in der Regel dort eingeordnet (nur im natürlichen Verbreitungsgebiet der Fichte).

Nach der Roten Liste der Biotoptypen sind naturnahe Fichtenwälder in Sachsen durch Flächenverlust und qualitative Veränderungen stark gefährdet. Wesentliche Ursachen für die Gefährdung der seltenen Lebensraumtypen sind u. a.: intensive forstliche Nutzung, Immision von Schadstoffen, Kompensationskalkung, intensive Freizeitnutzung, Ausfall einzelner Baunarten (Tanne) und Entwässerung.

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