Lebende Hochmoore

Lebensraumtyp 7110

Naturnahe lebende Hochmoore sind vom Niederschlagswasser gespeiste, torfmoosreiche, ombrothrope Moore mit gehölzfreiem Kern und charakteristischer Bulten-Schlenken-Struktur (Oxycocco-Sphagnetea, Scheuchzerietalia palustris p.p.).

Blick auf Moorzentrum, Grosser Kranichsee (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, S. Slobodda)
Blick auf Moorzentrum, Grosser Kranichsee (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, S. Slobodda)

Zum Moorkomplex gehören alle innerhalb des Randlaggs liegenden Bereiche einschließlich Kolke und Mooraugen (dystrophe Gewässer). Auch locker mit Einzelgehölzen (zum Beispiel Birken oder Latschen) bestandene Bereiche werden dem Lebensraumtyp zugerechnet; dagegen gehören die Bergkiefern-Hochmoore zu den Moorwäldern (Lebensraumtyp 91D0*).
Voraussetzung für die Zuordnung zum Lebensraumtyp 7110* ist das Vorhandensein eines intakten Hochmoorkerns.

Hochmoore kommen in niederschlagsreichen Gebieten mit gemäßigt kühlem Klima vor. Die Verbreitung der Biotope beschränkt sich in Sachsen auf die höheren beziehungsweise höchsten Lagen des Erzgebirges, mit Schwerpunkt im West- und Mittelerzgebirge. Die sächsischen Hochmoore sind seit langem bekannt und wurden vielfach untersucht.

Alle bekannten Vorkommen des Lebensraumtyps sind in Naturschutzgebieten gesichert. Dazu gehören Mothäuser Heide, Kleiner Kranichsee, Weiters Glashütte, Schwarze Heide-Kriegswiese, Großer Kranichsee sowie die Hochmoore Friedrichsheide, Georgenfeld, Jägersgrün und Grünheide.

Die vom Mineralbodenwasser unabhängigen Moore sind durch extreme Nährstoffarmut und einen niedrigen pH-Wert gekennzeichnet. Diese außerordentlichen Standortverhältnisse bedingen eine hochspezialisierte, einzigartige Flora und Fauna mit zahlreichen gefährdeten Arten. Hochmoore haben darüber hinaus für den Natur- und Wasserhaushalt eine herausragende Bedeutung.

Zu den Rückgangs- und Gefährdungsursachen der Lebensräume zählen vor allem Entwässerung, Torfabbau, Nährstoffeintrag, Aufforstung und Freizeitnutzung.

Naturnahe lebende Hochmoore gehören nach der FFH-Richtlinie zu den prioritären Lebensraumtypen. Sie sind nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz geschützt und gelten nach der Roten Liste Biotoptypen Sachsens als vom Aussterben bedroht.

Lebensraumtyp 7110

Sonnentau (Foto: H. Rank, Archiv LfUG)
Sonnentau (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, H. Rank)
Gemeine Moosbeere (Foto: U. Büttner, Archiv LfUG)
Gemeine Moosbeere (Foto: Archiv Naturschutz LfULG, U. Büttner)
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